Kolonialbewegung zwischen Ruhrgebiet und Sauerland. Im Rahmen der Globalisierung der 1870er Jahren richtete sich auch entlang von Ruhr und Lenne, Volme und Ennepe, der Blick auf überseeische Kolonien. Die hier entstehende Kolonialbewegung forderte die Reichsregierung zur Aufnahme der Kolonialpolitik auf, erreichte 1884 ihr erstes Etappenziel und endete – auf dem Höhepunkt ihrer gesellschaftlichen Relevanz – 1943 zwischen El Alamein und Stalingrad.
Neben dem „kolonial-beutegierigen Blick“ entstand zwischen Ruhrgebiet und Sauerland aber auch etwas anderes: Empathie und Mitgefühl über große Entfernungen. Das koloniale Projekt wurde auch hier teils entschieden abgelehnt, Sklavenarbeit in der Kakao-Produktion angeprangert, am 1. Mai gegen die Kolonialkriege demonstriert, für die Opfer kolonialer Gewalt Geld gesammelt. Spenden-Kampagnen „für die Hungernden“ prägen seit den 1890er Jahren bis heute den Blick auf Afrika und Asien.
Die Kolonialgeschichte ist nicht zu Ende – wir befinden uns mittendrin, meint Detlev Brum, Autor von dortmund-postkolonial.de. Der Referent stellt in einem Vortrag die Bezüge zwischen „Kolonie und Heimat“ her, die sich mitunter noch in der Gegenwart wiederfinden lassen.